Ein Ort zum Trauern
Shownotes
Trauer braucht Raum. Und sie braucht auch einen Ort – einen Ort, an dem Erinnerungen leben dürfen, an dem Schmerz und Liebe nebeneinander existieren können.
In Folge 43 gehen wir der Frage nach, wie wichtig physische Orte für die Verarbeitung von Trauer sind. Gemeinsam mit Silvia Breitwieser - Theologin, Psychotherapeutin und Leiterin der Telefonseelsorge der Diözese Linz - sprechen wir darüber, was einen Ort zum Trauern „heilend“ macht und wie Menschen mit dem Verlust umgehen können, wenn es keinen konkreten Ort gibt – etwa bei Sternenkindern. Wir beleuchten auch neue Formen des Gedenkens, wie digitale Trauerorte und schauen uns an, welche Orte zum Trauern die Katholische Kirche den Trauernden anbietet: „In unserem christlichen Menschenbild ist das Grab ein besonderer Ort, um dem Verstorbenen über den Tod hinaus nahe zu sein. Diese Verbundenheit mit dem Verstorbenen drückt sich dann auch in Ritualen aus, die wir als tröstliche Handlungen sehen, die Stabilität in die neue Realität bringen, in das neue Leben ohne den Verstorbenen.“
Doch Trauer ist nicht nur ein privates Gefühl – sie ist auch gesellschaftlich und historisch verankert. Im zweiten Teil der Folge sprechen wir mit dem Historiker Florian Schwanninger, dem Leiter des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim, über kollektive Formen des Gedenkens an die NS-Zeit. Er schildert die Herausforderungen im Umgang mit Denkmälern, die einst den Tätern gewidmet waren, wie Tatorte nicht nur würdige Gedenkorten sein können, die an die Verbrechen erinnern, sondern auch Raum für die persönliche Trauer der Hinterbliebenen schaffen und warum es so wichtig ist, dass das Gedenken genau dort stattfindet, wo das Unrecht geschah: an den Tatorten selbst: „Man kann das Gedenken, Erinnern, Trauern nicht künstlich irgendwo anders hin verpflanzen. Es hat dann etwas Konstruiertes, Gekünsteltes und vielleicht auch Steriles.“